Interview Studio Vulkan

Interview Studio Vulkan 150 150 Michael Guggenbichler

Studio Vulkan

Florian Strauß

Interview  „Gut durch­dachte Grünflächen auf freien Flächen oder Dächern leisten einen positiven Beitrag für Mensch und Klima.“

Florian Strauß, Partner Studio Vulkan München

1. Auf dem Dach des „aer“ gestalten Sie eine Grünfläche, die es vorher noch nicht gab. Welche beson­deren Anfor­de­rungen müssen da berück­sichtigt werden?

Bei Gebäuden wie dem „aer“ ist die Heraus­for­derung, dass es sich dabei um die Restruk­tu­rierung eines Bestands­ge­bäudes handelt, um neuen Anfor­de­rungen und dem Zeitgeist zu entsprechen. Man muss also auf bestehender stati­scher Struktur aufbauen. Das heißt konkret, dass nicht beliebig viel Gewicht durch Substrate für Pflanzen aufge­bracht werden kann. Hier muss man genau ausloten, ob man mit Substraten arbeitet oder mit leich­teren Holzrosten. Eine besondere Heraus­for­derung ist immer, dass es sich bei Dachflächen um Extremstandorte handelt, die viel Wind, direkter Sonnen­ein­strahlung ausge­setzt sind. Die Planung erfordert schon im Vorwege eine enge Zusam­men­arbeit mit den Archi­tekten und der Haustechnik.

2. Welchen positiven Beitrag leisten grüne Dächer für die Umwelt?

Das einzelne Dach leistet da natürlich nur einen kleinen Beitrag für die Umwelt insgesamt. Doch für das Mikro­klima hat es einen gut messbaren Effekt. Die dickeren Substrat­auf­lagen auf den Dächern verbessern die Dämmwirkung des Gebäudes und reduzieren Hitze­verlust im Winter, genauso wie die Verduns­tungs­kälte im Sommer in direkter Umgebung kühlt. Das kann man auch auf Fassa­den­be­grünung übertragen oder die Begrünung auf der Erdge­schoss­ebene. Dunkle versie­gelte Flächen heizen sich stärker auf, hellere, nicht vollständig versie­gelte Flächen mit hohem Durch­grü­nungsgrad heizen sich langsamer auf. Klare Werte gibt es dazu, dass die Dachbe­grünung Regen­was­ser­ab­flüsse reduziert. Der Regen wird auf der grünen Dachfläche zurückgehalten, das heißt, er wird von den Pflanzen konsu­miert oder nur verzögert abgegeben. Bei exten­siver Begrünung fließt nur die Hälfte des Wassers tatsächlich ab.

3. Wie wird sich die Landschafts­ar­chi­tektur für Büroim­mo­bilien in Zukunft weiterentwickeln?

Ich gehe davon aus, dass Mix-Use in Zukunft eine viel größere Rolle spielen wird als bis jetzt, das Stapeln von Nutzungen. Dazu gehören entspre­chend auch gut durch­dachte Grünflächen auf freien Flächen oder Dächern, die eine positiven Beitrag für Mensch und Klima leisten.