Interview Hines

Interview Hines 150 150 Michael Guggenbichler

Interview Hines

Christian Meister,
Managing Director

Interview „Echte Nachhal­tigkeit kann man nur im Bestand erzielen.“

Christian Meister, Managing Director of Hines Germany

1. Wieso hat Hines sich für den Standort Neuperlach entschieden und welche Poten­ziale sehen Sie dort?

Es gibt wenige Teilmärkte in München, wenige Lagen, die so gut erschlossen sind wie Neuperlach. Das liegt maßgeblich daran, dass Neuperlach damals als künstlicher Stadtteil geplant wurde, als Deutsch­lands größte Stadt­ent­wick­lungs­maß­nahme. Es wurde für viel Wachstum ausgelegt – und davon profi­tieren wir heute. In Neuperlach haben wir die U- und S-Bahn vor der Haustür, dazu ein hetero­genes, durch­mischtes Umfeld mit Wohnen, Einzel­handel und Büro. Gleich­zeitig aber auch sehr viel Grün. Das ist für die heutige Bürolandschaft sehr wichtig. Kurz, wir finden hier eine Infra­struktur vor, die es so nicht oft gibt. Das heißt, die Grund­pa­ra­meter sind absolut vorhanden, um da etwas Tolles zu entwi­ckeln. Damit passt dieses Objekt hervor­ragend in das Portfolio des 2019 aufge­legten Hines European Value Fund 2.

2. Es ist eine umfas­sende Neuor­ga­ni­sation des Gebäudes geplant. Welche Faktoren waren dabei besonders wichtig?

Wir versuchen die Projekte immer ganzheitlich zu denken, dementspre­chend spielt für uns immer die Archi­tektur des Gebäudes, aber auch die Einbindung in das städte­bau­liche Konzept eine wichtige Rolle. Beim ehema­ligen Allianz-Gebäudes in Neuperlach war das der Fall. Wir haben hier eine Grund­struktur von Lauber und Wöhr vorge­funden, die Klasse, Eleganz und Zeitlo­sigkeit hat. Eine besondere Qualität, die es gilt zu erhalten und gleich­zeitig die Effizienz hochzu­fahren. Dementspre­chend war das Ziel, das Single-tenant-Gebäude in ein flexibles Multi-tenant-Objekt für verschiedene Nutzer zu verwandeln. Das soll auf eine möglichst nachhaltige Art und Weise und CO2-neutral geschehen, um nicht nur baulich, sondern auch im Betrieb ein Objekt zu schaffen, das sich viele Jahre in der Stadt München sehen lassen kann.

3. Was ist der USP des neuen aer auf dem Immobilienmarkt?

Uns ist in München kein Büroobjekt bekannt, das auch nur annähernd Charak­te­ristika wie das „aer“ erfüllt. Warum? Weil wir versuchen, im Objekt den Tages­ablauf unserer Kunden, der Mieter und der Mitar­beiter des Mieters darzu­stellen: mit Kinder­ver­sorgung, Sport um die Mittagszeit mit Alpen­blick, flexiblen Arbeits­plätzen in einer hohen Qualität kombi­niert mit einem hochqua­li­ta­tiven Ausbau in einem Bestands­objekt mit Decken­höhen bis zu 7 m. Das wird sich auch in den Materialien wie Holz nieder­schlagen bis hin zu der angestrebten CO2-Neutra­lität des Gebäudes. Daneben kommt auch der projek­tierte Campus-Charakter zum Tragen – die Kombi­nation von Wohnen und Arbeiten. Darin liegen die Zukunfts­fä­higkeit des Areals und das Alleinstellungsmerkmal.

4. Welche neuen Heraus­for­de­rungen stellen sich für ein Immobi­li­en­in­vestment in Zeiten von Remote Working, Homeoffice und dem Kampf um Young Talents?

Der Mehrwert, den man als Bürostandort bieten muss, ist, dass man es schafft, einen Mehrwert gegenüber dem Homeoffice zu schaffen, einen Ort der Kommu­ni­kation, der Kreati­vität und des Zusam­men­treffens von Menschen fördert und das möglichst flexibel und anpas­sungs­fähig. Wir können als Entwickler die Rahmen­be­din­gungen schaffen, die physische Hülle. Verbunden mit einem Image, einer Kultur, kann das Unter­nehmen zusammen mit uns einen Ort schaffen, mit dem Mitar­beiter sich identi­fi­zieren, an dem sie gerne sind. Attraktiv sind natürlich auch das viele Grün in, um und auf dem Gebäude sowie der Vorteil der guten Erreich­barkeit. Einfach angenehm, wenn man nicht jeden Tag in die völlig überfüllte Stadt muss und dennoch alles hat.

5.Was war ausschlag­gebend bei der Auswahl der Experten-Teams für Archi­tektur, Interior und insbe­sondere Landschaftsarchitektur?

So wie wir uns immer mit einem Objekt identi­fi­zieren, sollen auch alle Partner für das Projekt brennen. Die sind idealer­weise kreativ, haben aber auch ein Verständnis für die Bedürfnisse des Kunden. Wir versuchen immer, einen Ort, eine Desti­nation zu schaffen. Wenn man sich unsere vergan­genen Projekte anschaut, wird deutlich, dass das Zusam­men­spiel von Außen- und Innen­be­reich sehr fokus­siert wurde – und gerade jetzt wichtiger denn je ist. Beim „aer“ ist die Leitidee, das Grün ins Gebäude hinein­zu­ziehen. Auch das ist ein wichtiges Allein­stel­lungs­merkmal. Was bei diesem Projekt noch als Heraus­for­derung dazukommt, ist die projek­tierte Entwicklung des zweiten Teilareals, so dass tatsächlich ein richtiger Campus entstehen kann. Wir wissen, dass ein Objekt nur dann wirklich angenommen wird, wenn es sich mit seinem Umfeld verbindet. Dafür wird es zum Beispiel eine Brückenverbindung zum Einkaufs­zentrum „pep“ geben, Gastro­nomie und natürlich ein Fauna-Flora-Konzept, das auch die Sinne anspricht. Die richtigen Partner helfen, um diese Ideen umzusetzen.

6.Ein Blick in die Zukunft: Was wird den Büroim­mo­bi­li­en­markt heute von dem in 10 Jahren unterscheiden?

Meine Hoffnung wäre, dass wir bessere Gebäude für die Umwelt und den Nutzer sehen. Außerdem, dass wir es schaffen, echte Campus­struk­turen für die Menschen zu etablieren, Areale, die einen Mehrwert haben und fest in der städte­bau­lichen Struktur verankert sind. Man sieht ja häufig, wie die Bevöl­kerung bei großen Projekten opponiert. Mit guten Konzepten, guten Argumenten kann man für Akzeptanz sorgen und für die Gemein­schaft deutlich bessere Ergeb­nisse erzielen. Ich hoffe, dass der Druck, vielleicht auch in wirtschaftlich schlech­teren Zeiten, wächst, damit mehr Innovation möglich wird.