Christiane Gruzlewski
#facesofneuperlach
#facesofneuperlach: Hier im Blog sowie auf Instagram möchten wir Euch nach und nach einige Gesichter aus Neuperlach vorstellen. In diesem Teil treffen wir uns mit Neuperlacher Powerfrauen!
Christiane Gruzlewski ist 1961 in dem an Neuperlach angrenzenden Stadtteil Altperlach aufgewachsen. Ihren schulischen Weg beging sie in Neuperlach, wo sie auch abschließend ihr Abitur machte. Im Anschluss studierte sie katholische Theologie sowie Psychologie mit Schwerpunkt Sozialpsychologie. Nach ihrem Studium war Christiane auch einige Zeit als Sozialpsychologin für die Landeshauptstadt München tätig. Christiane ist verheiratet mit einem evangelischen Pfarrer, der seit über acht Jahren in der evangelischen Läthare Kirche in Neuperlach tätig ist. Wohnhaft ist Christiane mit ihrer Familie in Neuperlach. Ihre vier erwachsenen Kinder durften allesamt im Münchner Stadtbezrik „Perlach“ aufwachsen. Christiane engagiert sich ehrenamtlich leidenschaftlich gerne im shaere. Ihre Projekte sind schon länger sichtbar: Christiane hat im shaere u. a. den Steineraum, den Kiosk, die Bücherwelten und die Kreativwerkstatt mit aufgebaut.
Wir haben uns mit Christiane im shaere getroffen und ihr ein paar Fragen zu Neuperlach gestellt, zudem sind wir mit ihr zu ihrem Lieblingsplatz in Neuperlach spaziert.
Christiane Gruzlewski ist 1961 in dem an Neuperlach angrenzenden Stadtteil Altperlach aufgewachsen. Ihren schulischen Weg beging sie in Neuperlach, wo sie auch abschließend ihr Abitur machte. Im Anschluss studierte sie katholische Theologie sowie Psychologie mit Schwerpunkt Sozialpsychologie. Nach ihrem Studium war Christiane auch einige Zeit als Sozialpsychologin für die Landeshauptstadt München tätig. Christiane ist verheiratet mit einem evangelischen Pfarrer, der seit über acht Jahren in der evangelischen Läthare Kirche in Neuperlach tätig ist. Wohnhaft ist Christiane mit ihrer Familie in Neuperlach. Ihre vier erwachsenen Kinder durften allesamt im Münchner Stadtbezrik „Perlach“ aufwachsen. Christiane engagiert sich ehrenamtlich leidenschaftlich gerne im shaere. Ihre Projekte sind schon länger sichtbar: Christiane hat im shaere u. a. den Steineraum, den Kiosk, die Bücherwelten und die Kreativwerkstatt mit aufgebaut.
Wir haben uns mit Christiane im shaere getroffen und ihr ein paar Fragen zu Neuperlach gestellt, zudem sind wir mit ihr zu ihrem Lieblingsplatz in Neuperlach spaziert.
1. Was verbindet Dich mit Neuperlach?
Mit Neuperlach verbindet mich ganz viel! Schon in meiner Kindheit habe ich Neuperlach kennengelernt. Da gab es das Neuperlach so noch gar nicht, sondern nur ein Modell wie es mal aussehen könnte in einem Gemeindehaus im Dorf Perlach. Dort bin ich zur Schule gegangen und in einem wirklich alten Bauerndorf in der Nachbarschaft des heutigen Neuperlachs aufgewachsen. Die Perlacher Bauern haben damals ihre Ländereien verkauft und diese Ländereien wurden dann als Grund genommen, um diese neue Stadt „Neuperlach“, die sog. Trabantenstadt, zu bauen. Da war ich ca. sieben Jahre alt. Es gab dieses Modell einer Großstadt am südlichen Rande von München auf dem „Reisbrett“ und meine Eltern sind mit mir hin und da durfte ich es das erste Mal sehen, wie es gebaut werden würde und ich erinnere mich, dass ich mich gewundert hatte, was aus diesen ganzen Bauern und Ländereien wird.
Dieses Neuperlach, damals geplant für 70.000 Bewohner: innen, wurde innerhalb von kürzester Zeit mit Hunderten von Baukränen und Baumaßnahmen aus der Erde - quasi aus dem Acker – gehoben.! Ich kannte von meiner damaligen Schule auch die Kinder von den Bauern, die ihr Land verkauft hatten. Ich konnte es gar nicht so richtig glauben. Aber es ist passiert. Als meine Grundschule zu Ende ging, war schon ein großer Teil dieser Siedlung gebaut. Es wurde eine Gesamtschule für Neuperlach geplant und meine Eltern sagten damals: „Wenn Du Deine Grundschule gut abschließt, dann wirst Du eine der ersten Schülerinnen sein, die hier eingeschult werden.“ Ich habe dann tatsächlich als erster Abiturjahrgang im Werner-von-Siemens Gymnasium meinen Abschluss gemacht. Da haben dann schon bereits ca. 40.000 Menschen in Neuperlach gelebt. Es gab zwar kaum Bäume und Grünflächen, aber bereits die Anlagen und eine erste Straßenbahnverbindung nach Neuperlach. Und es gab unglaublich viele junge Familien, die in die Hochhäuser eingezogen sind.
2. Was macht Neuperlach für Dich so besonders?
Dieser Ort ist geplant worden und er ist auf dem Reisbrett entstanden. Wie vom Himmel gefallen, ist dieses riesige Areal in wenigen Jahren entstanden und eine Stadt im Ganzen geschaffen worden. 70.000 geplante Bewohner:innen: innen stellen eine eigenständige große Stadt dar. Und es hat funktioniert. Die Menschen sind hierhergezogen, das soziale Leben hat sich schnell etabliert vor den Toren Münchens und ich konnte feststellen, dass das von Anfang an eine sehr interessante Mischung von Menschen unterschiedlicher Kulturen war, mit vielen Kindern und Jugendlichen. Es zogen damals primär Deutsche her, heute sind es mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Der Standard der Wohnungen ist sehr hoch, die Mischung und das Funktionieren mit diesen vielen Menschen auf so engem Raum in hohen Häusern, das finde ich sehr faszinierend. Es ist ein ruhiges, friedliches, interkulturelles Miteinander. Die Menschen haben viele Gemeinsamkeiten hier.
3. Wo siehst Du Neuperlachs größtes Potenzial?
Neuperlach ist eine Modellstadt, geplant als eine zukunftsorientierte Vision von „miteinander leben auf sehr enger Fläche“ – auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Das Lebenskonzept in Neuperlach ist für mich von Anfang an ein sehr gelungenes Wohn-, Arbeits- und Freizeitkonzept für viele Menschen gewesen – ohne dass es einen großen Natureingriff gab. Sehr viele Grünflächen sind erhalten geblieben. Dass man schon vor 55 Jahren so ein zukunftsorientiertes Wohnprojekt in München geplant hat, das finde ich etwas sehr Besonderes. Als Kind habe ich den Baugrund als dörfliche Vorstadt von München erlebt und dann entstand hier eine riesige Trabantenstadt, die für die Menschen auch Wohlstand erzeugt hat. Es ist kein Armenhaus! Es gibt eine recht hohe Wohnqualität, auch wenn das viele nicht so denken. Ich sehe die Vorurteile „sozialer Brennpunkt“ etc. als Gerüchte, die in Umlauf gebracht worden sind von Menschen, die das Potential in diesem Lebensumfeld m. E. nicht richtig eingeschätzt haben. Ich habe das Glück der Menschen damals hautnah miterleben dürfen, mit den Wohnungen, den unkomplizierten Schulwegen und den immer wachsenden Grünflächen, Ostpark und die Parkzonen, die die Flächen wahnsinnig großzügig wirken ließen. Je enger ein Straßennetz wird und desto weniger Grünflächen es gibt, je kleinteiliger ein Ort wird, wird es für mich gefühlt auch „kleinkarierter“.
4. Wenn Du über das Image von Neuperlach nachdenkst, woran denkst Du? Wenn negativ – hättest Du Vorschläge, wie man dies ändern kann?
Das Image von Neuperlach wurde bereits sehr früh als negatives Baubeispiel dargestellt – vor allem wegen der vielen Hochhäuser. Für mich ist Neuperlach aber gar nicht ärmlich. Die Atmosphäre und Lebensqualität sind hoch und keineswegs anonym. Die Menschen geben sich gegenseitig sehr viel Raum, helfen sich und jeder hat genügend Wohnraum, mit dem er zufrieden ist.
Ich sehe Neuperlach nicht kategorisch als Brennpunktarchitektur. Ich bin der gegenteiligen Meinung und sehe die Zukunftsfähigkeit und diese Art von Architektur und Lebensraumplanung für Menschen als sehr zukunftsfähig. Hier gibt es viele Erfahrungswerte durch das Zusammenwohnen der Kulturen, durch gegenseitige Rücksichtnahme oder einen nachhaltigen Umgang mit dem Verkehr. Die Verkehrsbedingungen für die vielen Menschen sind optimal. Auch die Luftqualität in Neuperlach ist sehr gut. Ich finde, es ist eine Musterstadt!
4. Wenn Du über das Image von Neuperlach nachdenkst, woran denkst Du? Wenn negativ – hättest Du Vorschläge, wie man dies ändern kann?
Das Image von Neuperlach wurde bereits sehr früh als negatives Baubeispiel dargestellt – vor allem wegen der vielen Hochhäuser. Für mich ist Neuperlach aber gar nicht ärmlich. Die Atmosphäre und Lebensqualität sind hoch und keineswegs anonym. Die Menschen geben sich gegenseitig sehr viel Raum, helfen sich und jeder hat genügend Wohnraum, mit dem er zufrieden ist.
Ich sehe Neuperlach nicht kategorisch als Brennpunktarchitektur. Ich bin der gegenteiligen Meinung und sehe die Zukunftsfähigkeit und diese Art von Architektur und Lebensraumplanung für Menschen als sehr zukunftsfähig. Hier gibt es viele Erfahrungswerte durch das Zusammenwohnen der Kulturen, durch gegenseitige Rücksichtnahme oder einen nachhaltigen Umgang mit dem Verkehr. Die Verkehrsbedingungen für die vielen Menschen sind optimal. Auch die Luftqualität in Neuperlach ist sehr gut. Ich finde, es ist eine Musterstadt!
5. Wenn Du Neuperlach in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären es?
Zukunftsstadt, Grün, Gemeinschaft
6. Was ist dein Lieblingsort in Neuperlach?
Der Berg im Ostpark! Die Weitsicht liebe ich! Man hat den Blick ins Gebirge, man hat den Blick in die Stadt. Man hat unter sich diesen Berg, der entstanden ist aus der Baumasse des Erdaushubs vom Bau Neuperlachs. Man hat jeden Tag unterschiedliche Weit- und Klarsicht. Für mich ist dieser Berg ein Beispiel von Transformation. Diesen Berg hat es vor dem Bau nicht gegeben und jetzt ist er so wunderschön begrünt und existent. Dieser Ort wurde wie Neuperlach neu geschaffen.
7. Wenn Du an ein Neuperlach im Jahr 2035 denkst, wie stellst Du Dir den Stadtteil vor?
Ich stelle mir diesen Stadtteil noch moderner vor und dass er multifunktional sowie nachhaltig weiterentwickelt wird. Ich hoffe auf eine mutige Herangehensweise an die bestehende Architektur, aber dass diese nicht in Frage gestellt wird, sondern als Ausgangspunkt benutzt wird. Die große Chance für Neuperlach ist es, den Stadtteil so wie er mal konzipiert wurde, in die Zukunft zu übertragen. Neuperlach war ein Vorreiter, es gab immer schon Fragen zu Nachhaltigkeit, Gemeinschaft, Miteinander, Vernetzung der Orte und auch die sozialen Treffpunkte zu kultivieren, sowie spannende Architektur in Kombination mit Verkehr, Schule und Bildung und zu gute Letzt die verschiedenen Konfessionen. Mein Wunsch ist, dass diese gewachsenen Verbindungen, die hier auch schon eine eigene Kultur haben, eine Musterentwicklung sein werden an der andere sich orientieren.
8. Wenn Neuperlach ein Tier wäre, dann wäre es ein/e … (inklusive kurzer Erklärung)
Dinosaurier! Dieses Neuperlach ist für mich ein schlafender Dinosaurier - etwas ganz Besonderes! Kein existierendes Tier, sondern eher etwas Besonderes. Alternativ ein Oktopus. Ein wunderbar intelligentes Tier, sehr weiche und flexible Masse, intelligente Zentrale, die dann lauter Arme hat, womit sie alle möglichen Dinge umfängt und umwickelt/entwickelt. In jedem Saugnapf wohnt jemand. Eine elegante Struktur, wahnsinnig organisch, flexibel.
9. Welche Potentiale siehst Du im shaere?
Durch meine Begleitung der Zwischennutzung im aer kann ich sagen, dass aufgrund der Ideen von Hines, wie sie den Neuperlacher: innen mit diesem älteren Baukomplex Bildung und Austausch ermöglichen, viel passiert in Neuperlach. Wir wollen diesem Projekt auch eine Zukunft geben. Ich finde der Name shaere ist auch ein Statement. Es geht nicht nur um teure Architekturentwicklung, sondern auch um ehrliches „Teilen“. Ich persönlich kann hier auch schöne Projekte umsetzen. Wichtig finde ich die Message: Dieses Bauprojekt führt nicht zum Abriss, sondern zur Transformation. Und Transformation ist sehr wichtig heutzutage. Dinge nicht immer komplett abreißen und neuschaffen, sondern weiter nutzen. Mit vorhandenen Dingen rücksichtsvoll umgehen und dabei die Veränderungen vornehmen, die notwendig sind, um das Bestehende zukunftsfähig zu machen. Das ist eine wahnsinnige Anstrengung, auch finanziell sicherlich schwieriger als einfach abzureißen. Aber im Sinne der Nachhaltigkeit und Zukunft sinnvoller. Da bietet das shaere und das Projekt aer ein tolles Modell. Dieses Gebäude könnte auch einfach zugesperrt sein bis zum Umbau. Da hätte man sicher den einen oder anderen Ärger weniger. Es ist ein mutiger Schritt von Hines, so ein Gebäude für soziale Ideen zur Verfügung zu stellen. Man riskiert etwas! Aber es ist ein wichtiges Zeichen.
Die Fotos hat übrigens der talentierte Fotograf Florian Paulus gemacht.
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